MOUNTAIN-PEOPLE News - Juni 2023 40 - www.mountain-people.de - Outdoor - Hiking - Trekking - Wandern - Natur - Berge und mehr...

Direkt zum Seiteninhalt
Hüttenwanderungen und Alpenüberquerungen mit Plan: Die Checkliste des Verbands Deutscher Berg- und Skiführer e.V.

Übernachten auf einer Berghütte – oftmals der krönende Abschluss nach einer eindrucksvollen Wanderung mit traumhaftem Sonnenuntergang. Die Stille nach dem Abstieg der Tagesgäste, ein gemütlicher Hüttenabend und ein klarer Morgen umgeben von Bergen bieten unvergessliche Eindrücke. Auch mehrtägige Gebirgsdurchquerungen, insbesondere Alpenüberquerungen, liegen voll im Trend und bieten sanften Tourismus in seiner schönsten Form. Damit die nächste Mehrtagestour und Hüttenübernachtung gelingen, hat der Verband Deutscher Berg- und Skiführer e.V. (VDBS) eine Checkliste erstellt sowie wichtige Hinweise zusammengefasst, damit die Tour auch wirklich ein voller Erfolg wird.

Das Wichtigste auf einen Blick

Planung
  • Kurze Etappen
  • Reservierung im Vorfeld
  • Wetterbericht checken

Ausrüstung
  • Unnötiges Euipment vermeiden
  • Multifunktionale Bekleidung
  • Max. 8 Kg im Rucksack

Rucksack
  • Komfortable Polsterung an allen Kontaktpunkten zum Körper
  • Schwere Ausrüstung in Rückennähe
  • Ausbalancieren der Ausrüstung für optimale Bewegungsfreiheit

Hütte
  • Packen des Rucksacks am Vorabend
  • Organisation von Verpflegung beim Hüttenwirt für den folgenden Tag
  • Eintrag ins Hüttenbuch über das nächste Ziel

Professionelle Begleitung
  • In Begleitung von professionellen Berg- oder Wanderführer*innen enfällt sämtlicher Organisationsstress
  • Das beste aus der knappen Freizeit herausholen

Vor der Tour  
„Eine Berghütte ist kein Hotel“, betont Michael Schott, Vorstandsmitglied im VDBS. „Sie bietet unvergleichliche Bergerlebnisse, aber nicht unbedingt W-LAN oder Einzelzimmer nach Hotelstandard. Mehrbettzimmer und gemeinschaftliche Sanitäranlagen sind üblich, mit einer Dusche kann nicht unbedingt gerechnet werden.“ Was selbstverständlich klingt, ist vielen Gästen im Vorfeld nicht bewusst und führt vor Ort entsprechend zu Frust. Wer sich hingegen auf einen einfacheren Standard einstellt, bekommt die Möglichkeit die Berglandschaft mit anderen Augen sehen und erleben können.

Wichtig ist zudem die richtige Planung der Tour: „Ein verbreiteter Fehler ist die Etappenlänge: Gerade bei mehrtägigen Touren dürfen diese ruhig ein wenig kürzer als üblich sein. Schließlich entfällt die komplette Erholung, wenn jeden Tag ein neues Ziel angesteuert wird“, erklärt Schott. „Gerade in der Hochsaison ist außerdem die Reservierung auf den Hütten mehr oder weniger ein Muss. Ist ein Talabstieg aus alpinistischer Sicht vertretbar, kann es durchaus passieren, dass Gäste abgewiesen werden und ins Tal absteigen müssen“, betont Schott. Dazu gehört auch das zuverlässige Absagen von nicht benötigten Hüttenplätzen – es erleichtert den Wirtsleuten die Planung und schützt vor Stornogebühren. Wer sich darüber hinaus bereits im Vorfeld über eventuell nötige Transporte durch lange Talpassagen mit Taxen oder öffentlichem Nahverkehr informiert, ist entspannter unterwegs, erspart sich Überraschungen und vor allem weniger schöne Abschnitte entlang Landstraßen. Zu guter Letzt ist das Prüfen eines regionalen Wetterberichts unabdingbar – gerade bei Durchquerungen über verschiedenen Regionen hinweg, können sich die Bedingungen lokal stark unterscheiden. Auch die Zustände der Wege insbesondere nach dem Winter oder lokale Sperrungen sollten im Vorfeld geprüft werden.

Entscheidend: Das Gepäck
Was muss unbedingt in den Rucksack, was bleibt besser im Tal? Ein zu schwerer Rucksack ist auf längeren Touren unnötig anstrengend und unbequem zu tragen, wichtige Gegenstände hingegen sollten nicht fehlen. „Auf das richtige Maß kommt es an“, erklärt Michael Schott. „Für eine einwöchige Tour sollte der Rucksack höchstens acht Kilo wiegen.“ Mit hinein gehören in jedem Fall Wechselwäsche für die Hütte sowie auf die Region und die zu erwartende Witterung angepasste Bekleidung. Je länger die Tour, desto eher sollte auch an unplanbare Situationen wie Wetterstürze gedacht werden. Zur Standardausrüstung gehören außerdem ein Hüttenschlafsack, eine Stirnlampe und je nach Belieben Ohrstöpsel für die Nacht. Um sich und das Gepäck auch sicher von A nach B zu bekommen, darf das richtige Schuhwerk natürlich nicht fehlen. Dabei gilt es auf ausreichend Unterstützung und Schutz des Sprunggelenks zu achten, da die Belastung hier durch das zusätzliche Gewicht des Rucksacks besonders hoch ist. Eine Gore-Text Membran hält die Füße auch bei einem Wettersturz trocken und eine Vibram-Sohle sorgt für den nötigen Grip unter den nassen Begebenheiten. Eine passende Wahl ist zum Beispiel der Scarpa MESCALITO TRK GTX. Der perfekte Schuh für lange Wanderungen und Trekking unter anspruchsvollen Bedingungen Da das Wetter ja aber auch nicht immer nur schlecht sein kann, sollte man auch für die Sonnenstunden optimal gerüstet sein. Die Sonnenstrahlung ist im Gebirge meist stärker als im Tal. Sonnencreme und eine entsprechende Sonnenbrille dürfen also nicht fehlen. Wichtig beim Kauf der Sonnenbrille ist es, auf ein Glas mit ausreichender Filterkategorie der Stufe 4 zu achten, um die Augen vollends vor der Strahlung zu schützen. Optimal ist eine Brille wie die Julbo SHIELD, die zusätzlich zu ihren schützenden Gläsern auch noch flexible Seitenteile besitzt, die reflektierendes Licht und Dreck von den Augen fernhalten. Erhältlich ist die Shield auch für Menschen mit schmalerem Kopfumfang. „Einiges an Gewicht kann man etwa bei der Verpflegung sparen. Diese lässt sich leicht auf Hütten von Tag zu Tag kaufen, sie stammt oft von regionalen Erzeugern und ist günstiger, als man meist annimmt“, empfiehlt Schott.

Wie wird der Rucksack gepackt?  
„Die Grundregel lautet, die schweren Teile möglichst nah an den Rücken zu packen. Dadurch kann das zusätzliche Gewicht leichter ausbalanciert werden, weil der Körperschwerpunkt sich nicht zu weit vom Rücken entfernt. Man hat also insgesamt mehr Kontrolle über seine Bewegungen – wichtig am Berg“, erläutert Tobias Maletz, Product Manager Hardware bei Ortovox. Ideal für Mehrtagestouren ist dabei ein Modell wie der Ortovox Traverse 40 mit seinen zahlreichen Staufächern und Befestigungsmöglichkeiten. Besonders praktisch ist das außen angebrachte Netz, in dem sich perfekt Equipment verstauen lässt, zu dem man regelmäßig Zugang benötigt.

Auf der Hütte
Morgens früh los, im Schlafraum im Stirnlampenlicht den Rucksack packen und dann in voller Montur lautstark zum Frühstück: „Leider viel zu oft Alltag“, kommentiert Michael Schott. „Dabei geht es rücksichtsvoller für alle Beteiligten. Den Rucksack kann man schon am Vorabend fertig packen und die Kleidung für den Tag obenauf legen. Feste Schuhe sind in den Schlafräumen ohnehin tabu. Sollte man doch mal spät abends auf der Hütte ankommen und noch seine Zahnbürste oder den Hüttenschlafsack suchen, ist eine Stirnlampe der beste Begleiter, wenn man zwei freie Hände benötigt. Perfekt geeignet sind die Lampen von PETZL mit ihren verschiedenen Leuchtmodi und der ausdauernden Lauftzeit. Die SWIFT® RL mit einer Leuchtkraft von 900 Lumen bei einem Gewicht von nur 100 g ist optimal für Touren mit wenig Platz im Rucksack. Die REACTIVE LIGHTING® Technologie misst sogar die umgebende Helligkeit und passt die Leuchtkraft automatisch die Anforderungen des Benutzers an. Perfekt also, wenn man in der Früh doch noch etwas im Schlafsaal vergessen hat. Nachdem das meiste schon am Vorabend erledigt wurde, muss Morgens dann nur noch in Ruhe gefrühstückt und die Verpflegung für den Tag beim Wirt besorgt werden. Sinnvoll ist noch ein Eintrag in das Hüttenbuch. Er gibt Auskunft über das nächste Ziel und ist eine enorme Erleichterung für Rettungskräfte im Falle eines Unfalls.

Professionelle Begleitung
Zahlreiche Bergschulen bieten geführte Hüttentouren an. Das Spektrum reicht von Wochenendtouren bis hin zur längeren Gebietsdurchquerungen. „In Begleitung von professionellen Berg- oder Wanderführer*innen entfällt sämtlicher Organisationsstress“, hebt Michael Schott hervor. „Die Touren sind optimal geplant, als Gast kann man sich völlig auf das Erlebnis konzentrieren. Auch wenn das Wetter kurzfristige Änderungen erfordert, die Berg- oder Wanderführer*innen sind dafür ausgebildet, auch kurzfristig zu reagieren. Aus der knappen Freizeit kann also das Beste herausgeholt werden.“ Doch wie findet man die passende Bergschule oder einen passenden Bergführer? Damit man hier nicht an den Falschen gerät, gibt es ein paar einfache Punkte, die man beachten kann. Wenn der Bergführer ein Logo des IVBV trägt, ist er ein staatlich geprüfter Bergführer und verfügt damit über eine hervorragende Ausbildung sowie die höchste alpine Qualifikation und ist alpenweit für sämtliche Bergsportdisziplinen qualifiziert. Das gleiche gilt für Bergwanderführer der UIMLA und die Kletterführer des VDBS. Auch in Regionen, in denen das Anbieten von Kletterkursen nicht reglementiert ist, sorgen diese Auszeichnungen immer für eine qualifizierte Ausbildung und gute Arbeit. Zusätzlich können auch Bergführer der Bundeswehr bzw. Polizei in Betracht gezogen werden. Diese dürfen in Bayern und Tirol die gleichen Aufgaben wie die Staatl. IVBV Bergführer übernehmen.

Die Königsdisziplin: Alpenüberquerung
Mindestens ein Jahr im Voraus sollten die Übernachtungen einer Alpenüberquerung gebucht werden, so beliebt sind Klassiker wie Oberstdorf – Meran oder München – Venedig. „Es gibt allerdings auch zahlreiche weniger bekannte Überquerungen, die in ruhigeren Regionen durchgeführt werden können“, sagt Michael Schott. „Ein besonderer Tipp: Es werden von fachkundigen Bergführer*innen auch Alpenüberquerungen mit thematischem Bezug angeboten wie etwa Botanik, Geologie oder Yoga.“

Empfehlenswert ist außerdem, eine Variante mit möglichst wenigen Transfers auf und zwischen den Etappen zu wählen. „So steigt der Wandergenuss, gleichzeitig sinkt der Organisationsdruck“, erklärt Schott. Die beste Jahreszeit für Alpenüberquerungen ist zwischen Juli und September. Früher im Jahr können oft noch Altschneefelder oder defekte Wegabschnitte angetroffen werden, später steigt das Risiko von Wintereinbrüchen. Generell sind die Kosten einer Alpenüberquerung moderat, insbesondere wenn die Übernachtungen auf Hütten gewählt werden. „Wie auch bei allen anderen Hüttentouren gilt: Wer Mitglied in einem alpinen Verein – wie etwa dem Deutschen Alpenverein – ist, kann hier von günstigeren Tarifen profitieren und ist zudem noch gegen etwaige Rettungskosten versichert.“
Zurück zum Seiteninhalt